Nun zu Teil 2 der Serie zum hypertensiven Notfall auf Basis der exzellente Übersicht von Prof. Bönner:
Bönner G. Der hypertensive Notfall. DMW 2017; 142: 1437-1445
Häufigkeit:
- ca. 9 % aller Hypertoniker erleben im Leben eine hypertensive Krise
- nur bei 2% aller hypertensionen Patienten wird ein akuter hypertensiver Notfall beobachtet
- Verhältnis von Krise zu Notfall 3:1
Basistherapie bei alleiniger Blutdruckspitze:
- Beruhigung und Aufklärung
- Entspannungsübungen (z. B. Tiefenatmung, autogenes Training)
- Kontrollmessungen in einem größerenzeitlichen Abstand
- bei 1/3 der Patienten nach 30 Minuten spontane Reduktion des Blutdrucks
- eine stationäre Einweisung bei alleiniger hypertensiver Krise nicht sinnvoll; Komplikationsrate bei ambulanter und stationärer Therapie unterschied sich nicht
- Basistherapie
- akute zusätzliche Gabe einer Tablette aus der bestehenden Medikation des Patienten
- selten ist die Akutgabe von Nitroglycerin (0,8 – 1,2 mg), Captopril (12,5 – 25 mg) oder Clonidin (0,075 – 0,150 mg) p. o. erforderlich
- keine unretardierten Kalziumantagonisten oder andere akut wirkende Vasodilatantien: Risiko einer unberechenbaren/zu rascher Blutdrucksenkung
- bei sympathischen Krise unter Kokain oder Amphetaminabusus: Benzodiazepine (sekundär: Phenoxybenzamin, Kalziumantagonisten und Nitroglycerin, evtl. auch Betablocker [Anm: Betablocker werden hier immer wieder kontrovers diskutiert!]
Basistherapie bei hypertensiver Krise mit Symptomen:
- Therapieziel von < 160/100 mmHg innerhalb von 1 – 2 Stunden
- Urapidil (25 mg p.o., evtl. auch 12,5 – 25 mg i. v.)
- Dosistitration der vorbestehenden Medikation oder Therapieerweiterung der oralen Medikation: mittelfristig (in 1 – 2 Tagen) langsame ambulante Blutdrucksenkung auf Werte < 140/90 mmHg
Basistherapie beim hypertensiven Notfall:
- akute Blutdruckanstieg > 180mmHg systolisch oder > 120mmHg diastolisch bei einem hypertensiven Notfall immer verbunden mit
- akut induzierten Organschäden oder
- akuter Verschlechterung vorbestehender Endorganschäden
- Ausmaß des raschen Blutdruckanstiegs ist evtl. wichtiger als die absolute Blutdruckhöhe
- Symptome:
- Verwirrtheit
- Bewusstseinsstörung
- Übelkeit und Erbrechen
- Krampfanfällen
- Sehstörungen
- Organspezifische Komplikationen:
- Zerebrale Komplikationen: 45 %, davon
- Insult: 24 %
- Enzephalopathie: 16 %
- intrakranielle Blutung: 5 %
- Kardiale Komplikationen: 49 %, davon
- Lungenödem: 23 %
- Herzinsuffizienz: 14 %
- akutes Koronarsyndrom: 12 %
- vaskuläre Komplikationen: 6%, davon
- Aortendissektion: 2 %
- Eklampsie: 4 %
- akutes Nierenversagen: selten
- Zerebrale Komplikationen: 45 %, davon
Letalität des hypertensiven Notfalls:
- unbehandelt: 9 % binnen 5 Jahren nach Notfall (inkl. maligne Hypertonie)
- 2,5 % bei stationär versorgten unselektierten Patienten
- Risikofaktor: manifeste Niereninsuffizienz: 5-Jahresletalität: 35%
Anamnese:
- vorbestehende Hypertonie, deren Dauer und Medikation
- frische Therapieänderung (z.B. Absetzen von Betablockern, Clonidin)
- Einsatz von blutdrucksteigernden Medikamenten in Begleitmedikation
- MAOHemmer
- Sympathomimetika
- Kontrazeption
- frühere Blutdruckkrisen
- psychische Probleme
- Ausmaß des Alkoholkonsums und evtl. Abstinenz (Entzug)
- Drogenkonsum (Kokain)
- Begleiterkrankungen
Lesen Sie den tollen Beitrag von Prof. Bönner:
Bönner G. Der hypertensive Notfall. DMW 2017; 142: 1437-1445
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